Pages

Saturday, August 29, 2020

Den Rhythmus im Blut - WESER-KURIER

apaksulan.blogspot.com
Er trommelt mit allem, was er in die Finger kriegt: der 14-jährige Lukas Wulff. Am 2. September tritt der Scharmbeckstoteler in der ZDF-Spielshow „Einfach super“ auf.

Er trommelt mit allem, was er in die Finger kriegt: der 14-jährige Lukas Wulff. Am 2. September tritt der Scharmbeckstoteler in der ZDF-Spielshow „Einfach super“ auf. (Christian Kosak)

Scharmbeckstotel. Das Brötchenmesser fehlt noch. Mama Britta reicht es ihm noch schnell rüber, bevor sie zur Arbeit fährt. Auf dem kurzen Weg von der Küche zum liebevoll gedeckten Frühstückstisch im Wohnzimmer ist Lukas Wulff in Gedanken scheinbar schon wieder eine Etage höher. Dort, gleich links neben seinem Zimmer, ist sein Ein und Alles aufgebaut: sein Schlagzeug. Gleich daneben steht eine Cajón. Dieses Instrument aus Südamerika ist bei Schlagzeugern ziemlich beliebt.

Und trommeln, das kann Lukas Wulff. Das erste Kinderschlagzeug gab’s mit vier Jahren, ein großes Set dann mit sechs. Wulff ist so etwas wie ein Rohdiamant, der in der Schlagzeugklasse der Kreismusikschule Osterholz von Gerhard Malcher geschliffen wird. Inzwischen hat der 14-Jährige mehrmals bei „Jugend musiziert“ gewonnen, spielt in zwei Bands – und ist am 2. September in der neuen ZDF-Spielshow „Einfach super“ mit Elton zu sehen.

Von der Aufzeichnung im Studio Berlin ist Lukas Wulff längst wieder zurück. Die Eindrücke wirken an diesem Mittwochmorgen aber noch immer merklich nach. Zum Glück muss er den Frühstückstisch nicht alleine decken. Auch beim Erzählen über sein Leben für Snare Drum, Toms und Becken hat er Unterstützung. Oma Annelie und Opa Martin Wulff sind an seiner Seite. Das Brötchenmesser, dass kurz zuvor noch als Trommelstock herhalten musste, gleitet jetzt durchs Mohnbrötchen.

Nur mit dem Essen will es  anfangs nicht so ganz klappen. Es gibt einfach zu viel zu erzählen. Weil der Fotograf des OSTERHOLZER KREISBLATT, Christian Kosak, in seiner Freizeit selbst Musik macht, ist das Gespräch quasi ein Selbstläufer. Wie das ZDF ausgerechnet auf Lukas Wulff gekommen ist? „Durch die Berichte in den Zeitungen“, beantwortet er die Frage seiner Frühstücksgäste. Auch ein Fernsehbericht habe dazu beigetragen, dass die Showmacher aus Mainz auf ihn aufmerksam geworden sind.

Zwei Schlucke Kakao, dann erzählt Lukas Wulff eine Anekdote aus seinem Schlagzeugerleben: „Meine Lehrerin hat mich mit ADHS-Verdacht zum Arzt geschickt. Aber der meinte, ich bin gesund. Das ist Bodypercussion.“ Nicht nur die beiden Frühstücksgäste amüsieren sich darüber, auch Oma und Opa müssen schmunzeln. „Der Junge hat schon als Kind überall getrommelt“, wirft Annelie Wulff ein. Tische, Töpfe und sogar sein Körper – alles percussion-fähig. Weil der Rhythmus ihn auch in der Grundschule trieb, hatte die Lehrerin den ADHS-Verdacht.

Heute ist ein anderer Lehrer seine wichtigste musikalische Bezugsperson: Gerhard Malcher. Er reiste mit nach Berlin zur Aufzeichnung. „Das war wichtig, dass mein Lehrer mit war“, sagt Lukas Wulff anerkennend über seinen pädagogischen Betreuer. „Ohne ihn hätte ich das nicht so hinbekommen.“

Das Gespräch kommt zurück auf die grundsätzlichen Vorlieben – und das, was an Musik interessierte Menschen von einem so jungen Trommler wissen möchten. Liebslingsmusik? „Metal“, antwortet Lukas Wulff lachend. Das Urteil des Gastes: Geht in Ordnung, solange es nicht Speed- oder Blackmetal ist. Und klar, nach vorgegebenem Rhythmus, dem Klick, kann der junge Scharmbeckstoteler auch spielen. Fotograf Christian Kosak nickt anerkennend.

Vorbild: Phil Collins

Inzwischen hat Lukas Wulff sein Brötchen aufgegessen. Er beschreibt, wie es ihm bei Auftritten geht: „Wenn ich anfange zu spielen, ist es so, dass ich alles andere abschirme und in meiner Musik drin bin. Ich achte gar nicht mehr auf die Anderen, sondern nur noch auf das, was ich spiele.“ Und Wulff kann durchaus das, was einen Schlagzeuger ausmacht: Er kann die Band treiben und die komplette Performance dynamisieren, wie sich im Gespräch zwischen zwei Schlucken Kaffee und drei Bissen ins Brötchen zeigt.

Später, nach dem Ende des Frühstücks, zeigt Lukas Wulff, was er  so drauf hat. Woher der 14-Jährige diese Begabung hat, wissen Oma und Opa nicht. Oma Annelie hat früher Akkordeon gespielt. Von Opa Martin kann sein Enkel das Feeling für Rhythmus und Co. auch nicht haben. „Ich kann mit einer Mistforke umgehen“, wirft Martin Wulff lachend ein.

Dass Lukas Wulff etwas kann, zeigt er immer wieder bei verschiedenen Gelegenheiten. Unter anderem spielt er in zwei Kombos: dem Percussionensemble „Trick Stick“ der Kreismusikschule und bei „Friday 5 PM“. Rhythmus kann er dabei nicht nur hinterm großen Set. Auch die kleineren Geräte sind seines: wie die Cajón, die er nicht nur vorne bearbeitet. „Die spiele ich von allen Seiten.“ Die Cajón ist im Übrigen viel leichter zu transportieren als das große Set – eine Erleichterung für Frank Wulff. Der  stolze Papa ist für seinen Sohn Rowdy und Chauffeur in einer Person.

Ein Vorbild hat Lukas Wulff übrigens auch: Phil Collins. Erstaunlich, denn immerhin ist der Kopf der Band Genesis ja bereits 69. Doch was gut ist, bleibt offenbar in jedem Alter gut. Einen Beleg dafür gibt es am Ende des Frühstücks. Auf Youtube schaut sich  Lukas Wulff das legendäre, aber bis dahin für ihn unbekannte Schlagzeug-Stück der kanadischen Band Saga von 1982 an: „A Brief Case“. Der Jugendliche ist viereinhalb Minuten ganz in den Rhythmus des elektronischen und des akustischen Schlagzeugs versunken. Hätte er das Brötchenmessen wieder in der Hand, er spielte garantiert auf dem Tisch.




August 29, 2020 at 10:59AM
https://ift.tt/3ltXNf9

Den Rhythmus im Blut - WESER-KURIER

https://ift.tt/3ikLTCP
Frühstück

No comments:

Post a Comment